Ansicht der alten Theaterfassade des Güstrower Theaters © Stadtarchiv Güstrow

Theater Historie

Das Güstrower Theater ist das älteste Bürgertheater in Mecklenburg. Es wurde im Jahre 1828 nach Plänen des Schweriner Architekten Georg Adolph Demmler mit Spendengeldern der Güstrower Bürger erbaut.  Initiatoren des Theaterbaus waren der Hof- und Landgerichtsadvokat Friedrich Piper und Carl Daniel Lönnies (Senator und Fabrikant).
Die Stadt, in deren Eigentum das klassizistische Theatergebäude nach seiner Fertigstellung überging, stellte kostenlos den Bauplatz und das Baumaterial zur Verfügung.

Nach der unglaublich kurzen Bauzeit von einem halben Jahr wurde das neue Schauspielhaus am Sonntag, dem 12. Oktober 1828, durch das „Großherzogliche Theater“ aus Schwerin unter Direktor Johann Christopher Krampe mit der ersten Vorstellung eröffnet. Aufgeführt wurde das Schauspiel „Hans Sachs“ von Johann Ludwig Deinhardstein. 

Nach der Eröffnung des neuen Schweriner Hoftheaters im Jahre 1835 gab es jedoch keine Gastspiele des „Großherzoglichen Theaters“ mehr in Güstrow. Das Haus wurde nun gelegentlich vom Rostocker Theater und von der Theaterfamilie Brede  bespielt. 1839 bis 1853 erfolgte ein fester Anschluß an das Rostocker Theater unter Direktor Bethman. 

1844 begann unter Bethmans Anleitung Ludwig Gabillon, der Sohn des Güstrower Chordirigenten Johann Gabillon, im Stadtheater seine Karriere. Von 1853 bis zu seinem Tode (1896) war Ludwig Gabillon Schauspieler am Wiener Burgtheater. 
1872 bis 1876 übernahm der Rostocker Theaterdirektor Franz Deutschinger aus Wien das Güstrower Theater. 

1886 bis 1888 wurde es als Kaserne genutzt.

1889 spielten Direktor Hans Knapp und seine Frau Minna Knapp-Girard einige Wintermonate in Güstrow und einige in Wismar. Aufgeführt wurden insbesondere zeitgenössische Problemstücke und Klassiker. 

In den Jahren 1900 bis 1902 wurden unter Direktor Hans Polte aus Neustrelitz vor allem Opern und Operetten aufgeführt. Kapellmeister war Leon Jessel, der später als Komponist von Operetten, wie z.B. dem seinerzeit beliebten „Schwarzwaldmädel“, bekannt wurde.
Von 1902 bis 1917 war Friedrich Berthold Stadttheaterdirektor in Güstrow und Wismar. Das Repertoire (insbesondere Schauspiele, ab 1910 vorrangig Operetten) wurde mit dem eigenen, verhältnismäßig kleinem Ensemble von jungen und oft wechselnden Schauspielern produziert. Unter ihnen war einer, der später berühmt und für eine ganze Generation zum Idol werden sollte. In den Jahren 1912/13 spielte Hans Albers in Güstrow die Rollen der jugendlichen Liebhaber. Seine Karriere begann sehr bescheiden am Güstrower Theater. Er erhielt eine Gage von 60 bis 120 Mark im Monat und wurde zu Bühnenarbeiten verpflichtet. Die Kritiken aus der „Güstrower Zeitung“ geben ein Bild von diesem Beginn einer großen Karriere. 

Im Jahre 1920, als der Kapp-Putsch auch in Güstrow neun Todesopfer und viele Verwundete forderte, war das Stadttheater geschlossen. 

1921 wurde die niederdeutsche Laienbühne „Güstrower Volks- und Heimatspiele“ gegründet. 

In den Jahren 1923/24 wurde das Theater zum Kino umgebaut.

Es fand erst Mitte der 20er Jahre, als sich eine relative Stabilisierung der deutschen Wirtschaft abzeichnete, erneut eine tragfähige Basis als „Filiale des Rostocker Stadttheaters“. 

In der Weltwirtschaftskrise 1931 wurde das Theater geschlossen. Die Stadt war aus finanziellen Gründen nicht mehr in der Lage, den Vertrag mit dem Rostocker Theater zu erneuern. Theateraufführungen fanden im Hotel „Erbgroßherzog“ statt.

1933 wurde der „Niederdeutschen Bühne“, die von Hans-Detlef Jessen gegründet wurde, die Verwaltung des Güstrower Theaters übertragen.

1938 erfolgte die Gründung einer „Mecklenburgischen Landesbühne“ mit Sitz in Güstrow. Im Güstrower Theater fanden pro Monat vier bis fünf Vorstellungen statt.

Am 1.9.1944 wurden alle Theater und Konzertsäle geschlossen. Im Güstrower Theater wurden zum Kriegsende Umsiedler untergebracht.

1945 nahm das Güstrower Theater als erstes in Norddeutschland den Spielbetrieb wieder auf. Frühere Güstrower Schauspieler, Bühnenbildner und Techniker, die nach Schließung aller Theater 1944 in der Stadt geblieben oder jetzt zurückgekehrt waren, initierten die Gründung eines eigenen Ensembles unter Leitung von Otto Kähler. 

In den folgenden 18 Jahren entwickelte sich unter Leitung wechselnder Intendanten ein kleines Drei-Sparten-Ensemble mit maximal 175 Migliedern, welches dem Güstrower Publikum Schauspiele, Operetten und schließlich auch Opern, Ballett und Sinfoniekonzerte präsentierte. Auch die Niederdeutsche Bühne Güstrow unter Leitung von Ernst Moldt leistete einen wesentlichen Beitrag zum Theaterleben in Güstrow.

1955 bis 1957 erfolgte ein Umbau des Bühnenhauses und des Zuschauerraumes. Die Zentralgarderobe wurde unter den Zuschauerraum verlegt. Die denkmalgeschützte Fassade wurde restauriert. 
Während des Umbaus wurde der Spielbetrieb in allen drei Sparten aufrechterhalten. Ausweichspielstätte für das Güstrower Ensemble war der Saal des Hotels „Stadt Güstrow“. 

Am 1. September 1957 wurde das rekonstruierte Theater neu eröffnet. Es erhielt auf Beschluß des Rates der Stadt den Namen „Ernst-Barlach-Theater“. 

1963 wurde das Drei-Sparten-Theater in Güstrow, wie auch eine Reihe anderer kleiner Theater in der DDR (z.B. in Putbus und Wismar), aufgelöst. Es erfolgte ein Anschluß an das Volkstheater Rostock.  Dies war für das kleine Güstrower Theater zunächst ein Gewinn. Aber 1970 hörten die Konzerte des Philharmonischen Orchesters in Güstrow auf, und die Theatergastspiele aus Rostock wurden immer seltener.

Seit dem 1. Januar 1976 ist das Ernst-Barlach-Theater ein Gastspieltheater in Trägerschaft des Landkreises Güstrow. Der Spielplan bietet ein Theaterprogramm mit Sprech-, Musik- und Tanztheater, Kinder- und Jugendtheater sowie Sinfoniekonzerten. Darüber hinaus wird ein breites Spektrum kultureller Veranstaltungen geboten wie  Konzerte aller Genre, Kleinkunst sowie Unterhaltungsveranstaltungen.

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